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ich bin keine ghostwriterin. sorry, wenn mein berufsalltag unrealistisch klingt, er ist wie er ist. meine 6. hauptschulklasse kann 45-60 minuten an einem wochenplan arbeiten (wir haben doppelstunden), während ich "mittenmang" sitze und dabei mal kurz überlege, welche aufgaben ich morgen im englischunterricht durchnehme. deswegen beantworte ich trotzdem fragen, motiviere, unterstütze, tröste, flachse und bin einfach da. dies hier ist nicht rütli-schule, sondern eine haupt- und realschule in einer kleinstadt in niedersachsen - mag auch ein grund sein. hier ist es überwiegend sehr nett. und ja, so etwas gibt es noch. wir haben hier eher wenig disziplinschwierigkeiten.
ich unterrichte überwiegend in jahrgang 6, da halten sich vorbereitung und korrekturen in grenzen. in den höheren klassen mache ich nur französisch, das sind lerngruppen mit 13-16 schülern (wir sind eine kleine schule).
und doch, ein großteil meiner kollegen sitzt während der pausen im lehrerzimmer plaudernd und zeitung lesend herum. sorry, wenn auch das unglaubwürdig klingt. es ist so.
es tut mir leid, wenn meine 35-stunden-woche einige kollegen verstört. ich verwehre mich allerdings gegen den vorwurf, die unwahrheit zu schreiben oder gar ein desinteresse an schwachen schülern zu haben. ganz im gegenteil, mein standing hier ist sehr gut, schüler und eltern schätzen meinen unterricht. ich selber reflektiere mich und mein tun permanent und komme zu dem schluss, dass mein unterricht methodisch und didaktisch auf einem hohen niveau liegt. das allerdings impliziert nicht zwangsläufig, dass man jede stunde ewig vorbereiten muss. vielleicht ist es wie mit pianisten: die talentieren müssen für das erreichen eines gewissen niveaus weniger üben als die weniger talentierten. ist das nicht überall im leben so? was man gut kann, macht man recht fix. mir geht unterrichtsvorbereitung sowie das unterrichten selber sehr leicht von der hand.
unter dem strich aber zählt ja nur die eigene berufliche zufriedenheit. meine ist sehr hoch, ich halte auch meine bezahlung für außerordentlich gut. beste voraussetzungen, noch weitere 25 jahre in meinem job zu verweilen (so viel ungefähr muss ich nämlich noch).
01.03.2011 21:10
Jetzt muss man sich als Lehrer schon dafür entschuldigen, dass man seinen Job zeiteffizient, erfolgreich und mit Freude ausübt. Komisches Volk, die Lehrer. Ich glaube, ich studier doch was anderes.
F.
02.03.2011 07:10
Wenn das, was Sie sagen, zutreffen sollte, dann müsste Ihnen auch klar sein, das dies in keinster Weise die Regel darstellt.
Und Wochenplanarbeit, wenn man sie gut macht, erfordert sehr viel Vorbereitung, ansonsten knallt man den Schülern nämlich nur einen Berg Aufgaben hin - und das wäre sicher keine Wochenplanarbeit. Ganz zu schweigen davon, dass man so nicht den Großteil seines Unterrichts organisieren kann. Dann wären Lehrer nahezu überflüssig und man könnte eine Aufsicht ohne Studium in den Klassenraum setzen. Aber vielleicht wäre das genau die Schlussfolgerung, die viele hier gerne hätten.
Sicher gibt es talentiertere Lehrer und weniger talentierte, dass aber der Großteil zu den weniger talentierten gehört, ist eine verstörende Feststellung.
Ich bleibe dabei, wenn alles, was Sie schreiben, zutreffen sollte, dann wäre das eine sehr große Ausnahme. Diese Feststellung schließt auch die Möglichkeit mit ein, dass Sie eine Top-Lehrerin sind. Dann tun Sie aber bitte nicht so, als sei Ihr kleines Paradies der Regelfall.
02.03.2011 13:53
@Felix
Es geht nur darum, dass die Arbeitssituation von Lehrern realistisch dargestellt wird. Da gehören auch die Arbeitsbedingungen dazu (große Klassen/kleine Klassen, Schülerklientel, soziale Brennpunktschule oder nicht, ...). Denn wie viele Stunden du für deine Arbeit aufwenden musst, hat hauptsächlich auch mit diesen Bedingungen zu tun. Dies wurde von "Hallo" jetzt ja nachgeholt, jedoch leider im ersten Beitrag nicht erwähnt. Die schulische Realität, die dort gschildert wurde, hat mit der meinen (Leider!) gar nichts zu tun. Es kann aber auch nicht sein, dass die Lehrer, die solch paradiesische Gegebenheiten an ihren Schulen nicht vorfinden, dann hier als die Ineffektiven, Freudlosen und Erfolglosen bezeichnet werden.
@Hallo
Als ich deinen ersten Beitrag gelesen habe, war ich wirklich der Überzeugung, dass es nicht möglich ist, dass du an einer Hauptschule unterrichtest. Die Schilderung deines Berufsalltages ist wirklich äußerst fern von dem, was meine Kollegen und ich erleben. Auch kann ich immer noch nicht glauben, dass du keinerlei Nachmittagstermine oder Nachmittagsunterricht hast. Es ist für mich unfassbar, was aber nur heißt, dass ich es mir nicht vorstellen kann. Deswegen bist du nicht zwangsläufig eine Lügnerin!
Ich unterrichte übrigens an einer "normalen" Hauptschule und nicht an einer Brennpunktschule. Trotzdem habe ich eine 50-Stunden-Woche. Das liegt aber an der Arbeit, die zu erledigen ist und nicht am ineffektiven Arbeitsstil. Auch ich habe ein sehr gutes Feedback bei Schülern, Eltern und Kollegen, doch würde ich dazu ohne die Bereitschaft 50 Stunden zu arbeiten niemals kommen.
Auch wir machen Wochenplanarbeit, jedoch ist diese bei uns wesentlich arbeitsaufwändiger in der Vorbereitung als der "normale" Unterricht. So haben wir beim Wochenplan Arbeitsmaterial für mindestens zwei Niveaustufen (beim inhomogenen Leistungsniveau unserer Klassen wären eher 4 Niveaustufen angebracht). Um zu wissen, wo unsere SS noch Übung brauchen, machen wir Lernstandsanalysen, aber auf ganz bescheidenem Niveau (Wir notieren uns beim Korrigieren der Tests die Schwachpunkte der SS und danach wird dann das Material der Wochenplanarbeit ausgesucht bzw. hergestellt) Das allein ist schon sehr arbeitsaufwändig, doch es lohnt sich! Das mache ich nicht, um mir viel Arbeit zu machen, sondern bei uns an der Schule ist das individuelle Lernen Unterrichtsprinzip.
Kein Lehrer an unserer Schule hat Zeit, während der Wochenplanarbeit an den nächsten Tag zu denken.
Dir seien übrigens deine 35 Stunden für mehr Geld gegönnt, ich bin kein neidischer Mensch.
03.03.2011 14:41
Ach so, das habe ich ganz vergessen. Ich arbeite auch nicht 50 Stunden, weil ich so untalentiert bin! Auch solche Äußerungen machen mich etwas stutzig, weil normalerweise an Schulen unter Kollegen ein anderer Ton herrscht.
03.03.2011 16:31
Tut mir leid aber es ist für mich nicht nachvollziehbar wie eine Unterrichtsstunde auf hohem Niveau liegen soll, wenn man sich als Lehrer darauf nicht vorbereitet. Das würde bedeuten man müsste als Lehrer den kompletten Stoff mehrerer verschiedener Unterrichtsfächer im Kopf haben und jederzeit ad hoc aus dem Ärmel schütteln können. Und mit Verlaub, solch ein Mammut Gedächtnis dürften die wenigsten von uns besitzen.
Ich arbeite an einer Realschule und bin Klassenlehrerin einer 9. Klasse. Ich unterrichte Mathematik und Deutsch. I.d.R. bereite ich mich auf jede Unterrichtsstunde vor. Selbstverständlich ist es vom Umfang her nicht jedes Mal der gleiche Aufwand. Aber grundsätzlich bin ich der Meinung das die Schüler es verdient haben, dass ich mich entsprechend auf den Unterricht vorbereite. Gleiches erwarte ich schließlich ebenfalls von ihnen.
Meine Nachmittage sind mit Nachmittagsunterricht, Konferenzen, Gesprächen mit Eltern und Schülern, Korrekturen, Fortbildungen, Vorbereitungen, Arbeitsgemeinschaften und Verwaltungsarbeiten gefüllt.
Ich persönlich halte es auch für wenig sinnvoll, seine eigenen Vorbereitungen in den Unterrichtsstunden zu erledigen. Denn dafür sind Unterrichtsstunden nicht da. Hier soll wie das Wort bereits sagt, unterrichtet werden und nicht versucht werden die Schüler mit Aufgaben ruhig zu stellen um seinen eigenen Dingen nachgehen zu können.
In Unterrichtsstunden sollte man möglichst den Dialog mit den Schülern suchen und ihnen auch die Gelegenheit geben Fragen zu stellen und über den Unterrichtsstoff zu sprechen (das verstärkt den Lerneffekt) , anstatt sie stur 45 Minuten lang still Aufgaben erledigen zu lassen. Denn dafür gibt es Hausaufgaben.
Aber wenn man so eine Einstellung hat, dann wird mir auch klar wie man zu einer 35 Stunde Woche kommt. Die Leidtragenden sind dabei leider die Schüler, denn auf deren Kosten geht solch eine Einstellung.
Von mir aus können andere nun denken ich arbeite ineffektiv oder wäre nur neidisch auf deren lauen Berufsalltag. Nicht im Geringsten. Ich mache meinen Beruf gern und opfere auch gern meine Freistunden oder unbezahlte Stunden nach meiner Arbeitszeit Schülern die mit mir über ihre Probleme sprechen möchten. Auch das gehört für mich zum Beruf des Lehrers. Und während andere mit der Stechuhr rumlaufen und um Punkt 13 Uhr nach Hause hetzen, habe ich vielleicht dem einen oder anderen Schüler bei seinen schulischen oder außerschulischen Problemen geholfen. Und das ist mir tatsächlich mehr Wert als Geld oder Freizeit.
Der Beruf des Lehrers ist relativ gut bezahlt (ich verdiene ca. 3400 Euro Netto) und zusätzlich hat man natürlich nicht unerhebliche Vorteile wie z.b. den Beamtenstatus.
Aber es ist so wie in jedem anderen Beruf auch – die einen reißen sich den Allerwertesten auf, während andere lediglich das notwendigste machen (und manchmal nicht mal das).
06.03.2011 23:01
Hallo, hab ne wichtige Frage & finde darüber im Netz leider nichts.
Momentan studiere ich für 3 Semester Soziale Arbeit, dann wechsel ich auf Hauptschullehramt.
Und nun meine Frage: Wenn ich fertig bin muss ich ja 2 Jahre Referendariat ablegen und danach bin ich automatisch Lehrer? Bin ich dann Beamter oder nicht? Wenn nicht, wie werde ich einer und verdiene ich weniger, wenn ich zu Beginn kein Beamter bin??
20.03.2011 20:25
ich bin 50 jahre, schwanger. ein mann und lehrer an einer hauptschule in 'Au an der See und verdiene 200 € bar auf die kralle.
30.03.2011 08:52
@ogloc:
du bist ja mein klassenlehrer.!
30.03.2011 08:53
ja, und der heißt Schulmeister
30.03.2011 09:28