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@Bauing
Noch einmal zum Mitmeißeln: ich jammere über gar nichts, ich rege mich nur über Leute wie Sie auf, die mir meine angebliche Freizeit vorhalten. Ich habe nichts gegen Leistungsüberprüfungen bei Lehrern, aber ich frage mich, wie diese aussehen sollen. Wenn es ein gutes Konzept gibt (an den Noten kann man den Unterricht wohl kaum bewerten), soll es ruhig losgehen mit der Kontrolle. Ich bin das sowieso gewohnt, schließlich habe ich zwei Jahre intensiv-Überwachung im Referendariat hinter mir. Natürlich gibt es Kollegen, die schlecht unterrichten - wie in jedem anderen Beruf auch. Das sind i.d.R. Kollegen, die schon sehr lange dabei sind. Auch als Angestellter kann ich nach einer gewissen Zeit nicht mehr so einfach rausgeschmissen werden.
Und welcher Art sind denn bitte ihre "persönlichen Erfahrungen" bezüglich der Freizeit von Lehrern? Weil sie diese morgens in den Ferien oder am Nachmittag irgendwo antreffen? Lehrer können sich ihre Arbeitszeit zu einem großen Teil selbst einteilen - was ein unbestrittener Vorteil ist. Es gibt aber keine einzige (!) Studie, die ergibt, dass Lehrer unter 40 Stunden die Woche (inklusive Ferien) arbeiten. Da wird es schon schwer, den Lehrern Faulheit vorzuwerfen. Es gibt aber Studien, die daraufhin deuten, dass die Durchschnittsarbeitszeit weit über 40 Stunden liegt. Sicher gibt es Berufsgruppen die mehr arbeiten und weniger verdienen, darum JAMMERN zumindest die Lehrer, die ich kenne, nicht über ihr Gehalt. Wir wussten alle vorher, dass dies ein stressiger Beruf ist, darum habe ich jetzt auch keine zwei Wochen Herbstferien erwartet. Aus dem gleichen Grund gibt es übrigens zu wenig Lehramtsstudenten bzw. Lehrer, weil es eben kein gut bezahlter Halbtagsjob ist. Wenn alles so paradiesisch wäre, müssten wir uns doch vor Lehrern kaum retten können...
Aufgrund des offensichtlich bestehenden Aufklärungsbedarfs (kein Jammern): Meine bisherigen "Ferien" gestalten sich nach einer Woche folgendermaßen: täglich zwischen 6 und 14 Stunden Korrektur inklusive Wochenende. Morgen werde ich dann fertig sein und den halben Mittwoch sowie Donnerstag, Freitag und Samstag genießen. Am Sonntag werde ich wie jede Wochen meinen Unterricht für Montag vorbereiten.
Übrigens habe ich nicht behauptet, dass Statistiken leicht aufzustellen sind. Es handelte sich hier um einen ganz anderen Sachverhalt.
21.10.2008 13:25
@Schulmeister:
Wie viel Freizeit Sie haben kann ich natürlich nicht einschätzen. Aber ich habe in meiner Verwandschaft und Bekanntschaft eine Menge Lehrer. Für deren vielfältige Freizeitaktivitätn fehlt mir zumeist das Geld. Vor allem aber die Zeit. Die Studien zu diesem Thema beruhen wahrscheinlich auf den Angaben der Lehrer selbst. Ist mir aber auch egal. Die Lehrer die ich kenne haben jedenfalls viel Freizeit.
Die Leistungen der Lehrer könnte man jeweils am Schuljahresende von den Eltern einschätzen lassen. Man könnte auch Beschwerdestellen einrichten, wo sich die Eltern über Fehlleistungen der Lehrer beschweren können. Natürlich müßte das für die betreffenden dann auch Konsequenzen haben. Gute Leistungen wären zu honorieren. Wie in anderen Berufen eben auch.
Ist es für Sie, als jemand der offenbar viel für den Unterricht tut nicht auch deprimierend, wenn Kollegen mit wesentlich weniger Aufwand das gleiche Geld verdienen?
Auf dem Bau ist jedenfalls kein Auftraggeber bereit für eine ungenügende Leistung auch nur einen Cent zu bezahlen. (Manchmal wird auch die gute Leistung nicht bezahlt.) Lehrer sind übrigens besonders gefürchtete Auftraggeber.
Gruß Bauing
21.10.2008 14:03
@Bauing
Es freut mich zunächst einmal, dass man mit Ihnen vernünftig diskutieren kann, dass ist ja leider nicht immer so.
Natürlich haben nicht alle Lehrer gleich viel zu tun, das hängt z.B. auch von der Schulform ab. Hätte ich nicht mehrere Oberstufenkurse, wäre mein Leben sehr viel angenehmer. Nun gut, dafür werde ich auch besser bezahlt als die Kollegen an anderen Schulformen. Es gilt zudem zu bedenken, dass nach meiner Erfahrung der Großteil älterer Kollegen keine vollen Stellen mehr hat und demnach zumeist Anrecht auf einen komplett freien Tag haben und weiterhin auch kürzere restliche Schultage.
Was die Arbeitszeit angeht, so korrigiert man natürlich nicht jeden Tag nach der Schule im Akkord durch, dass wäre auch gar nicht durchzuhalten, weil es einfach zu anstrengend ist. Es gibt auch "einfache" Tätigkeiten, wie reines Organisieren und Vorbereiten. Und ist es schon die Regel, dass man bis abends sitzt und werkelt. Ich kann aber selbst entscheiden, wann ich Pause oder Schluss mache und das ist ein großer Vorteil. Ein Nachteil ist, dass Privat- und Arbeitsleben ineinander übergehen und man keinen Schlussstrich ziehen kann. Von daher hätte ich absolut nichts gegen eine 8-stündige Anwesenheitspflicht in der Schule. Das kenne ich aus dem Ausland und das hat auch seine Vorteile - solange man einen vernünftigen Arbeitsplatz gestellt bekommt. Mit einer DIN A4 großen Fläche im Lehrerzimmer ist da nicht viel zu holen.
Was die Elterneinschätzung anbelangt kann ich Ihnen leider nicht zustimmen. Eltern sind natürlich parteiisch. Wenn die Kinder den Lehrer mögen, tun es die Eltern in der Regel auch. Und Schüler haben natürlich keine objektiven Maßstäbe. Ich selbst habe als Schüler die Erfahrung gemacht, dass die netten Lehrer nicht unbedingt die besseren waren. Mir war das egal, ich konnte auch selbständig lernen, aber andere hatten Probleme damit. Und was Schüler zuhause alles über Lehrer erzählen, erfährt man teilweise am Elternsprechtag. Man muss leider sagen, dass hier gelogen wird bis sich die Balken biegen.
Ich kann Ihnen aber garantieren, dass alle Elternbeschwerden beim Direktor (der ist ja eine solche Anlaufstelle) ihren Weg zum Kollegen finden. Häufen sich Beschwerden, gibt es Einträge in die Personalakte und Beförderungen sind damit gestrichen. Auch werden manche Kollegen nachher nicht mehr in für sie offensichtlich nicht geeigneten Klassenstufen oder eben in einem Fach nicht mehr so häufig eingesetzt. Zumeist (nach meiner Erfahrung) sind dies aber die so genannten Quereinsteiger und die sind aufgrund des zumeist fehlenden Beamtenstatus ohnehin schon schlechter bezahlt und auch eher kündbar.
Dass es für unterschiedliche Arbeit das gleiche Geld gibt ist zwar unschön, aber allein schon aufgrund der verschiedenen Fächer der Fall. Wer Sport und Religion unterrichtet, hat sicher weniger zu tun als jemand der Englisch und Französisch unterrichtet. Es gibt Modelle (z.B. in Hamburg) da wird nicht über die Bezahlung, sondern über die Stundenzahl versucht Ausgleich zu schaffen. Ich wäre dieser Regelung sicher nicht abgeneigt.
Was die Unterrichtsqualität anbelangt muss an anderen Schultypen aber auch berücksichtigt werden, dass dort viele Lehrer fachfremd unterrichten müssen, worunter natürlich der Unterricht leidet, aber auch die Arbeitsbelastung steigt.
21.10.2008 14:42
@Schulmeister:
Ja, eine 8-stündige Anwesenheitspflicht in der Schule wäre doch eine gute Sache. Dann wäre die leidige Diskussion über die Arbeitszeit vom Tisch. Einige meiner Lehrer-Freunde haben dieses Ansinnen aber empört abgelehnt. Das nährt natürlich schon wieder den Verdacht...
Ich bin der Meinung, dass sich die Lehrer schon der Beurteilung durch die Eltern stellen müßten. Auch wenn diese weder fachkundig noch gerecht ist. In der freien Wirtschaft ist das auch so. Der Kunde beurteilt meine Baustatik ja auch ohne die dafür nötige Kompetenz. Wenn er den Eindruck hat, dass meine Arbeit nicht gut war schmeißt er mich raus. (Sucht sich einen anderen Statiker.) So ist das nun mal. Und die Eltern wollen eigentlich vor allem, dass die Kinder viel lernen. Danach werden sie normalerweise den Lehrer beurteilen.
Die Ergebnisse bei Prüfungsaufgaben wären hier ein Anhaltspunkt. Die Aufgaben müßten dann natürlich einheitlich sein um Vergleichbarkeit herzustellen.
Kurz gesagt bin ich der Meinung dass die Lehrer die gleichen menschlichen Schwächen haben, wie alle anderen. Und dass deshalb auch die Kontrolle und Maßregelung notwendig ist, welche in anderen Bereichen schon immer für unerläßlich gehalten wurde.
Gruß Bauing
21.10.2008 15:44
Die Eltern werden aber nicht unterrichtet, sondern die Kinder. Eltern lassen ihrer Kritik auf Elternabenden oder Sprechtagen sowieso freien Lauf - aber seien wir ehrlich, Eltern- oder Schülerkritik kann doch kein Grund sein, einen Lehrer zu entlassen. Bei Ihnen als Bau-Ing wird es wohl eher selten vorkommen, dass sich mehrere Kunden zusammenschliessen und gegen sie vorgehen, um eine Entlassung anzustrengen. Bei Lehrern wäre eine breite Lobby auch völlig zu Unrecht schnell organisiert. Ich habe selbst schon miterlebt (zum Glück nicht bei mir selbst) wie solche gruppendynamischen Prozesse ins Rollen geraten und wie Eltern tatsächlich die Entlassung gefordert haben - zu unrecht und erfolglos. Den Eltern fehlt das nötige Fachwissen, um so etwas beurteilen zu können. Daher sind Lehrer übrigens zum Großteil Beamte, damit sie ihren Bildungsauftrag ausführen können, ohne von Außen beeinflussbar zu sein. Und das wäre bei Ihrer Vorgehensweise der Fall. Lehrer hätten Angst, es sich mit den Eltern zu verscherzen, geben deshalb bessere Noten und würden dafür u.U sogar noch finanziell belohnt, weil ja die Ergebnisse besser sind.
So ein System gibt es übrigens ins den USA. Dort werden die Lehrer besser bezahlt, wenn der Notenschnitt besser ist. Die Folge ist natürlich, dass es auch bessere Noten gibt, auch wenn dafür keine entsprechende Leistung vorliegt.
Zudem sind nicht alle Klassen gleich. Es gibt auch auf Gymnasien Klassen, die man theoretisch geschlossen an die Realschule abgeben könnte. Natürlich passiert das nicht, denn jede Schule will möglichst viele Schüler haben, da es dann mehr Geld vom Land gibt. Ein Lehrer einer solchen Klasse wäre dann doch stark benachteiligt.
Es gibt ja schon das Zentralabitur. Die Aufgaben werden aber größtenteils von den Lehrern der eigenen Schule bewertet. Auch hier gibt es bereits innerstädtische Wettrennen um den besten Abi-Schnitt. Die Tabelle wird nämlich in der Zeitung veröffentlicht und Eltern wählen danach die Schule aus. Diese Entwicklung ist meiner Ansicht schon ein großer Schritt in die falsche Richtung.
Die Anwesenheitspflicht in der Schule wäre wie gesagt nur dann möglich, wenn jeder Lehrer einen angemessenen Arbeitsplatz erhielte. Dann wäre auch die Sache mit der Absetzbarkeit des Arbeitszimmers zu hause erledigt. Natürlich brauchte man das aber trotzdem.
Ich würde ein solches Angebot gerne wahrnehmen (habe ich im Ausland schon getan, wo es übrigens bei einem weit schlechteren Niveau keine solche Diskussion über Arbeitszeiten der Lehrer gibt wie bei uns) und es gibt keinen logischen Grund, der bei anderen Lehrern dagegensprechen könnte. Wer das trotzdem ablehnt, macht sich meiner Meinung nach unglaubwürdig.
21.10.2008 19:17
@Schulmeister:
Hallo Herr Schulmeister
ich sehe das natürlich (sie dachten es sich schon) anders. Die Kritik auf Elternversammlungen ist zurückhaltend, weil die Eltern Nachteile für ihre Kinder befürchten. Für den Lehrer gibt es ohnehin keine Konsequenzen.
Die Beurteilung der Leistung durch inkompetente Kundschaft ist überall üblich. Die Kunden sind immer inkompetent. Sonst wären sie ja keine Kunden sondern würden es selbst machen. Wenn die Kunden meinen die Leistung sei nicht gut, dann werden sie nicht bezahlen oder zumindest Negativwerbung machen und beim nächsten mal woanders hin gehen. Das hat für den Anbieter in jedem Fall Konsequenzen. (weniger Geld oder Verlust des Arbeitsplatzes) Das ist nicht schön und von Gerechtigkeit möchte ich in diesem Zusammenhang gar nicht reden. Aber es ist immer noch besser als wenn jeder arbeiten kann wie er will. Dann hat man nämlich Zustände wie in den Schulen. Und die sind schlimm genug. Es wird immer bezahlt. Auch wenn schlecht unterrichtet wird. Sogar wenn gar nicht unterrichtet wird. Das führt dann zu massenhaftem Unterichtsausfall und Schulstunden ohne echten Unterricht.
Ein Lehrer, der gut arbeitet hat meine besondere Hochachtung. Denn von seinem Arbeitgeber kann er keine Anerkennung erwarten. Viele nutzen aber (das ist ganz menschlich) die Freiheiten, die ihnen das Schulsystem bietet zum eigenen Vorteil aus. Der hohen Verantwortung welche sie für die Zukunft der Kinder tragen werden sie damit natürlich nicht gerecht.
Gruß BauIng
22.10.2008 17:25
Aus eigener Erfahrung muss ich leider(oder zum Glück) ein paar Dinge klarstellen:
1. Die Lehrer die genug Zeit und Energie haben, Schülern von unangenehmen Eltern eins reinzuwürgen sind Relikte aus der Vergangenheit - falls noch lebend dann schon längst in Pension. Falls Eltern so denken übertragen sie eigene Erfahrungen fälschlicherweise in die heutige Zeit.
Die wohl in der Vergangenheit vorhandene (und wohl oft missbrauchte - wie man an dem doch bei vielen vorhandenen Negativerlebnissen erkennen kann) Macht der Lehrer ist schon längst auf Seiten der Eltern (könnte ich an zig miterlebten Beispielen belegen).
Es scheint eine deutsche Angewohnheit zu sein, von einem Extrem in das andere zu pendeln.
2. Lehrer können sich anders als jeder Betrieb ihre Mitarbeiter nicht aussuchen (glaub nicht dass da jeder mit irgendeiner Empfehlung genommen werden muss - zumal die ja teilweise nur aufgrund von massivem Druck von Elternseite überhaupt entsprechend ausgestellt wird).
3. Betriebe können nicht realisierbare Aufträge ablehnen und müssen somit nicht jeden Kunden befriedigen. Auch wenn der Vergleich vielleicht boshaft anmutet (es geht um das Prinzip - wenn wir schon in dem Bild bleiben): keine Baufirma erstellt aus Styropor ne Autobahnbrücke nur weil einer Kunde ist (der wohlbemerkt auch noch erwartet, dass sie aus Beton geliefert wird, obwohl er nicht dafür zahlt)
4. Es ist leider oftmals so dass der Lehrer der einzige ist, der möchte dass die Schüler was lernen. Die meisten Schüler haben andere Dinge im Kopf und viele Eltern wollen einfach nur gute Noten.
Der letzte Punkt bedingt dann auch dass man es unter dem Druck von Eltern einfacher hat, als guter Lehrer da zu stehen, wenn man das Niveau so weit absenkt, dass ein Großteil gute Noten bekommt. Zielsicher begreifen da viele dass es einfacher / schmerzloser ist, einen Erwachsenen bei der Berufsehre zu packen oder zu diskreditieren, als den eigenen Sprößling bzw. die eigenen Erziehung in Frage zu stellen.
Und hier haben es dann wirklich die Looser, die es nicht anders können als es sich leicht zu machen, besser. Sie bekommen keinen Ärger und können ihre Freizeit genießen, weil sie keine Elterngespräche führen müssen, in denen sie sich selbst dafür rechtfertigen müssen, dass ein anderer null Interesse hat und nichts für die Schule tut.
Achja und falls sie bewertet werden sollten, wäre sie auf den vorderen Plätzen.
Willkommen in Land wo die Böcke den Gärtner bewerten.
Kann man es den übrigen verdenken dass sie den Leuten dann halt das geben was sie wollen?
Und das ist doch in der Wirtschaft oft auch so - wer am lautesten schreit, droht, den teuersten Anwalt hat und den meisten Wind macht, bekommt was er will oder zumindest den besseren Tarif, sein Geld zurück oder ein Essen umsonst.
Leider / Zum Glück ist Bildung nichts was man kaufen kann und so kriegen die Leute immer bessere Noten auf wertlosen Papieren und wundern sich dann dass es trotzdem nicht reicht, weil das Prinzip der Inflation aus 5ern 3er macht, die keiner will, wenn er doch auch die Leute mit den Einsern haben kann.
Ich warte noch auf den ersten Politiker der im Fernsehen öffentlich auf die Idee kommt, dass nur der was lernt der es auch will und nicht der der auf nem goldenen Stuhl sitzt.
Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen:
Wieviel soll man dafür bekommen?
Wenn man das so wie oben von mir beschrieben handhabt ist es gut bezahlt.
Neid empfinden wahrscheinlich nur die, die es bereuen nicht auch so machen zu können. Aber wer will die denn schon? Wahrscheinlich ist man in der Wirtschaft froh, die ganzen Quereinsteiger (liebe Quereinsteiger nehmt das bitte nicht allzu ernst - sind ja nicht alle so) loszuwerden.
Für die anderen ist es ein schlechtes Schmerzensgeld - aber die haben es ja sowieso nicht wegen des Geldes gemacht.
In seinem Job glücklich zu sein ist mehr wert als Geld - in der freien Wirtschaft hat es aber oft den Nebeneffekt mehr davon zu bekommen, da man gerne mehr leistet.
Wer das nicht ist kann ja noch immer Lehrer werden - mal sehen ob er damit glücklicher wird.
Grüsse
Max
24.10.2008 00:31
@Schulmax:
zu 1.: Um dem Schüler "eins reinzuwürgen" braucht der Lehrer weder Zeit noch Energie. Er kann einfach eine Note tiefer geben. Die Eltern wissen das und sind entsprechend vorsichtig. Meine Frau traut sich jedenfalls nicht bei der Elternversammlung ungeschminkt ihre Meinung zu sagen. Das geht alles "durch die Blume".
zu 2.: Die Schüler sind keine Mitarbeiter sondern Kunden. Und die kann man sich in der freien Wirtschaft auch nur sehr bedingt aussuchen.
zu 3.: Unternehmer können Aufträge ablehnen, wenn sie sich das leisten können. Die große Masse der Mitarbeiter muß aber jeden Auftrag bearbeiten, den sie vorgesetzt bekommen.
4. Ja die Schüler sind oft schwierig und die Eltern auch. Das glaub ich ja. Da fängt dann eben die Kunst des Lehrers an.
Ich glaube doch, das die Bewertung durch die Eltern etwas bringen würde. Die Eltern, die sich eh nicht interessieren, würden auch nicht bewerten. Und die anderen wollten vor allem, dass die Kinder was lernen. Dass das nicht durch Zensureninflation möglich ist, weiss man schon. Selbstverständlich gäbe es auch jede Menge falsche Bewertungen. Das ist in der freien Wirtschaft auch so. Aber die Lehrer wären gezwungen sich anzustrengen. Das ist heute nicht so. Vielfach wird eine Arbeitseinstellung an den Tag gelegt, die niemand (auch kein Lehrer) in der freien Wirtschaft akzeptieren würde. Das können wir uns im Interesse unserer Kinder eigentlich nicht leisten.
Gruß BauIng
24.10.2008 17:31
@Bauing:
Zu 1: Man müsste wohl in der Situation sein, um das beurteilen zu können, ob das Energie kostet oder nicht. Auf jeden Fall können sich alle Eltern die Noten transparent machen lassen - und da kann ich nicht geben was ich will (ich muss jede Note begründen können sonst ist sie anfechtbar). Und mal ganz ehrlich: Was habe ich davon jemand ne Note schlechter zu machen? Was bringt mir das? Das ist doch nicht mein Ziel! Da steckt ne falsche Vorstellung dahinter was Lehrer als Befriedigung empfinden. Wieso sollte ich meine eigene (zumindest zum Teil) Arbeit schlecht machen?
Sorry wenn jemand da andere Erfahrungen macht und schade dass die Frau sich nicht traut ihre Meinung zu sagen (die hoffentlich begründet und fundiert ist und auf sachliche Art vorgetragen wird). Die Angst ist unbegründet. So läuft das heute nicht mehr - aber das habe ich ja schonmal geschrieben. Muss man halt mal von seinen Vorurteilen abrücken und den Leuten ne Chance geben.
zu 2/3/4:
Der Vergleich / das Bild mit der Wirtschaft ist eigentlich von mir nur aufgegriffen worden, weil er ja schon vorher so oft herangezogen wird.
Dass alle Vergleiche etwas hinken sollte ja bekannt sein.
Ich bring mal noch ein Beispiel um klar zu machen warum Schüler keine Kunden sind oder zumindest Kunden mit einem besonderen Status. Vielleicht hilft das beim Verständnis, worin der Unterschied besteht:
Angenommen ich gehe zum Arzt und der verschreibt mir ein Medikament oder erklärt mir was ich machen muss um gesund zu werden und das mache ich dann einfach nicht bzw. nehme meine Medizin nicht, weil ich sie zB. vergesse oder was besseres zu tun habe oder sie mir nicht schmeckt oder ähnliches (Ausreden gibt es genug).
Wenn ich dann auf die Idee käme, dem Arzt die Schuld dafür in die Schuhe schieben zu wollen, würde ich mich komplett lächerlich machen.
Der Arzt ist dem Lehrer gegenüber im Vorteil - Dummheit tut nicht weh! Wäre das so wären einige wesentlich motivierter.
Es ist nunmal so, dass man das Lernen nicht dem Schüler abnehmen kann und wenn er nicht mitmacht, dann wird es nichts. Er ist nicht nur Kunde sondern auch Mitarbeiter.
Wenn er nicht mitarbeitet wird er nichts lernen.
Lernen ist sozusagen eine Dienstleistung an sich selbst.
Das kann man nicht konsumieren, als wäre man Kunde in nem Stehimbiss.
Der Lehrer kann nur Lernsituationen schaffen - Lernen muss jeder selber.
Und wie sieht denn die Kunst denn genau aus?
Sorry, aber mit "es ist halt nicht leicht und das ist halt die Kunst" ist es nicht getan.
Wie sieht das konkret aus?
Ich bin mal konkret:
Wenn ich ne Hausaufgabe aufgebe und ein Teil sie nicht macht und ein anderer Teil sie nur abschreibt, was mache ich dann?
Wie sieht meine konkrete Kunst / Leistung aus?
Meine Arbeit die ich dann bewerte ist halt nur zum Teil meine Arbeit, sonst bräuchte wohl keiner der Schüler auf ne gute Note stolz sein.
Es gibt keine Knöpfe die man dann drücken kann.
Das ist keine lineare Gleichung bei der man eine direkte Abhängigkeit hat. Da spielt soviel rein - ich könnte Seiten damit füllen.
Es gibt genug Eltern die dann auf die Idee kommen, dass der Lehrer die Hausaufgaben falsch gibt oder was ähnliches - so bleibt der Streit nämlich von zuhause fern und man hat schnell einen gemeinsamen Schuldigen.
Ich käme nie auf die Idee Dinge zu bewerten von denen ich keine Ahnung habe.
Und was genau wird bewertet? Ich gehe mal davon aus dass sich ein Objekt sehr wohl objektiv bewerten lässt.
Man hat doch ein Pflichtenheft und einen Vertrag was das Teil können muss oder wie es aussehen soll.
Aber woher weiss ich jetzt dass die 5 des Schülers aufgrund von Fehlern des Lehrers ist.
Wird etwas von nem pubertierenden 14 Jährigen soviel Selbsterkenntnis erwartet, dass er offen eingesteht, dass er grad keine Lust oder ähnliches hatte.
Wer war in dem Alter schon so reif?
Wird von allen Eltern erwartet, dass sie einsehen, dass der Traum vom Abitur halt grad nicht für ihr kind realisiert werden kann.
Da glaub ich doch lieber, dass ein anderer Schuld ist und man einfach mehr Geld in Bildung stecken muss.
Das Prinzip ist doch voll im Trend (grad lässt sich ein nettes Beispiel zu dem Thema beobachten):
Der Staat solls richten, wenn ich nicht Verantwortung für mich selbst übernehmen will oder kann.
Im Stil von: Ich bin Scheiße und du bist Schuld!
Wieso glaubt jeder nur weil er auf mal auf der Schule war zu wissen was da genau geht und was die Leute dort machen.
Und kann mir jemand erklären wie ein Großteil der Leute gleichzeitig neidisch auf den Beruf ist aber im selben Atemzug sagt, dass er es nie machen würde.
In bestimmten Studienfächern wechseln an der Uni mittlerweile so viele Studies vom Lehramtsstudium auf den Diplomstudiengang, dass man mittlerweile große Probleme hat, den Bedarf in Fächern wie Mathe und Physik an der Schule zu decken.
Sind die alle zu faul? Ist denen das Lehramt zu leicht?
Oder vielleicht zu gut bezahlt?
Tja wer hier der Meinung ist, dass es in der Schule zuviel Geld gibt, der sollte sich nicht wundern, wenn sein Kind demnächst von ner Putzfrau oder nem 1 Euro Jobber unterrichtet wird, weil sich kein anderer findet.
Gute Leute gibts nicht zu schlechten Konditionen.
So jetzt reichts bevor einer auf die Idee kommt ich hätte zuviel Zeit.
Gruß
Schulmax
24.10.2008 19:07
@Schulmax:
zu 1.: Vielleicht ist die Angst unbegründet. Aber sie ist da. Bei Kritik an Lehrern hält man sich zurück.
zu 2 bis 4: Es ist doch bekannt, dass die selben Schüler bei dem einen Lehrer mehr lernen als beim anderen. Beide Lehrer bekommen aber das gleiche Gehalt. Es gibt also Unterschiede. Ich würde mir schon wünschen, dass die Lehrer selbst mal Vorschläge machen, wie Ihre Arbeit bewertet werden kann und nicht immer nur erklären warum es nicht geht.
Um es mal konkret zu machen ein paar Beispiele:
1. Hitzefrei. Es kann ja sein, dass man bei großer Hitze nicht gut unterrichten kann, aber dann müssen diese Stunden doch nachgeholt werden. Sie wurden doch bezahlt, oder?
2. Bei meinem Sohn wurde im Geschichtsunterricht der Film "Troja" geguckt. Wenn man mal davon absieht, dass den Film eh schon alle im Kino gesehen hatten und er wohl kaum zur historischen Bildung beiträgt, ist das kein Unterricht. Der Lehrer war zwar anwesend hat aber nicht unterrichtet. Dafür wird er aber eigentlich bezahlt. Wenn ein Lehrer sich einen Fliesenleger kommen lässt bezahlt er ihn auch nur wenn er Fliesen legt.
3. Mein Sohn berichtete mir, dass sein Englisch-Lehrer in der Unterrichtsstunde die Leistungskontrollen der Paralleleklasse korrigiert hat. Am Ende der Stunde hat er stolz verkündet, dass er alles geschafft hat. Da freut man sich ja zu hören, dass das korrigieren ab und zu doch ganz flott geht. Unterricht ist das aber nicht.
4. Bei meinem Sohn wurde an den Projekttagen der Physikraum umgeräumt (tolles Projekt!). Das beste war aber, dass von den 3 Tagen nur 2 gebraucht wurden. Am dritten Tag brauchten sie dann gar nicht mehr kommen. In der freien Wirtschaft nennt man das Arbeitsbummelei. Darauf folgt die fristlose Kündigung.
5. Die Klasse meines Sohnes ging ins Theater. Nun ist das Theater direkt gegenüber der Schule. Es brauchten deshalb also höchsten 3 Stunden auszufallen. Es sind aber alle Stunden ausgefallen.
So könnte ich noch lange weitermachen. Alles Sachen die man in anderen Bereichen mit Recht nicht duldet. Können wir uns das in der Schule leisten? Sehen Sie da keinen Handlungsbedarf?
Gruß BauIng
27.10.2008 17:42