@rita
Echt erschreckend, wie deine Wirklichkeit aussieht. Den Kindern Spass am Lernen zu vermitteln und sie durch spielerische Art und Weise für ihr späteres Leben zu prägen ist für dich zeitverschwendung. Wieso solltest du dich auf den Unterricht vorbereiten und dir Gedanken darüber machen, welchen Kindern du Sachen, die sie nicht verstehen, näher bringen kannst? Ich kann mir nicht vorstellen, dass fünf Minuten dafür ausreichen.
Wenn ich mit meinem studium fertig bin, möchte ich eine gute Lehrerin werden. Eine, die den Kindern den Unterrichtsstoff vermitteln kann. Dafür habe ich viele verschiedene Praktikas gemacht und ein Jahr in einem Kinderheim in Chile verbracht. In den Praktikas musste ich auch Unterricht vorbereiten- verdammt harte Arbeit! Und Aufsätze korrigieren ist auch nicht ohne. Trotz Praktikum habe ich bei einer Klasse von 23 Kindern an einem Aufsatz von jeweils gut einer Seite einen ganzen Nachmittag und Abend verbracht (umgerechnet vielleicht 7 Stunden reine Korrektur). Lehrer die in einer Stunde alles korrigiert haben machen es sich meiner Meinung nach zu einfach.
Apropos Praktikas: JEDER, der das Berufsziel Lehrer anstrebt, sollte ersteinmal praktische Erfahrung sammeln. Denn Lehrer sein ist eine berufung! Wenn man kein Wissen vermitteln kann, sollte man kein Lehrer werden. Leider gibt es genügend, die es trotzdem werden.
Traurig- aber wahr.
15.06.2010 15:44
So sieht das also aus, diese rita gibt denen allen Nährstoff, die den Lehrerberuf als Faulenzerberuf ansehen, gibt denen also recht, die alle Lehrer über einen Kamm scheren.
Hol mir nen Kübel, mir wird übel.
Genau von dieser Spezies habe ich auch welche in der Nachbarschaft und genau diese sind es, die am meisten über ihren ach so schweren Beruf klagen
19.06.2010 09:23
Puuuuh, lesen wollte ich das alles nicht, aber aufgrund der Diskussion zwischen Schulmeister und Hoppelhase blieb ich hängen.
Es geht doch nur um eines: Der Beruf sollte gesellschaftlich anerkannt sein, mehr will ein Lehrer nicht! Und ich hoffe sehr, dass dies eines Tages geschehen wird.
Ich selbst habe zwei Berufe, habe viele viele Jahre studiert, zuerst Lehramt, dann Medizin, ja ich weiß, das klingt verrückt, aber es ist so gekommen. Nun arbeite ich als Ärztin, bin sehr glücklich mit meiner Arbeit und kenne so beide Perspektiven.
Ich habe nach meinem Ersten Staatsexamen als Förderschullehrerin mein Referendariat mit 890 Euro monatlich absolviert, davon zahlte ich neben den üblichen Ausgaben wie Miete etc. auch Schulmaterial und Kopierkosten, das war an der Schule so. Das ist kein Jammern, ich sage nur wie es war.
Dann arbeitete ich 1,5 Jahre in dem Beruf in einem befristeten Vertrag, wie viele junge Lehrer heutzutage. Teilweise warten sie in den Ferien ab, ob ihr Vertrag für das folgende Schuljahr verlängert wird.
Nun ja. In diesen 1,5 Jahren leitete ich sehr gern eine Klasse und war mit Interesse und Leidenschaft Lehrerin. Mir fehlte nur eins: Die Anerkennung meiner Tätigkeit. Erzählte ich jemandem von meinem Beruf, musste ich mich stets rechtfertigen oder die üblichen Sprüche gefallen lassen: "Schon wieder Ferien!", "Na da haben sie aber einen Halbtagsjob" etc. Irgendwann reagiert man nicht mehr wirklich darauf, man stumpft ab und, ich kann das nur von mir behaupten, wird wirklich wirklich wirklich traurig.
Ich bin zur Arbeit, habe sie gut gemacht, die Schüler kamen mit Achtung in meinen Unterricht und dennoch war ich aufgrund der schlechten Einstellung gegenüber meinem Beruf irgendwann resigniert. Selbst eine Bankangestellte glaubte mir einmal sagen zu dürfen: "Na schon frei?" (klar, ich war in der Bank, ja es war 17 Uhr, aber ich hatte nicht frei, ich hatte danach noch für den kommenden Tag zu tun, aber ich konnte nichts sagen, ich wollte nicht, warum auch, der nächste sagt dasselbe. Irgendwann ist es wie bei Don Quijote: Man kämpft gegen Windmühlen, denn die Vorurteile gegenüber dem Lehrerberuf bleiben).
So überlegte ich. Schon länger war mir aufgefallen, bereits im Studium, dass mich das Medizinische an meinem Förderschulberuf fesselte und ich entschloss mich zu einem Studium. Niemals habe ich diesen Schritt bereut! Ich habe ein Abitur mit 1,2. Mein Zweites Staatsexamen (Lehramt) habe ich mit 1,1 abgeschlossen, mein Medizinstudium mit 1,3. Doch erst seit ich als Ärztin tätig bin, erfahre ich Respekt für meine Arbeit, erklärt man mich nicht für minderbegabt bzw. in einem Beruf tätig, denn jeder ausführen könne.
Und um die ernsthaften Fragen nach dem Gehalt zu beantworten:
2002, als ich als Lehrer begann, bekam ich netto 1.280 Euro (im Referendariat zuvor 890). Nach einem Jahr bekam ich eine Gehaltserhöhung und hatte dann 1.390 Euro.
Als Arzt bekomme ich mehr und das für mich Ungewohnte war: Arbeit an Wochenende wird besonders vergütet bzw. kann man "abbummeln", weil sie als besonders anspruchsvoll gilt. Huch dachte ich, als Lehrer hat man das nicht.
Mein Fazit: Der Lehrerberuf ist ein schöner Beruf, denn er bereichert das Leben mit den Erfahrungen und Lernerfolgen junger Menschen. Man wird in die Lage versetzt, andere Menschen im Leben voranzubringen, ihnen Wissen zu vermitteln, ihnen Lernmotivation zu verschaffen. Er ist facettenreich und umfasst viele Tätigkeiten, die ihn abwechslungsreich machen: man schreibt Fördergutachten, korrigiert, entwirft Unterrichtsmaterial, plant Förderstunden für LRS-Schüler, entwirft Stoffverteilungspläne, führt Elterngespräche und leitet Klassenkonferenzen. Ich hab ihn gern gemacht, aber die Anerkennung und das ständige Dissen meiner Arbeit demotivierte mich, machte mich traurig. Vielleicht macht ihr euch nicht darüber lustig, wäre nett, denn traurig werden, obwohl man seine Arbeit gern und gut macht, hat niemand verdient. Und ich bin keine Ausnahme.
16.07.2010 17:38